Andriu Deplazes. Rote Augen

Exhibition from September 14 2019 to January 12 2020

Curated by Damian Jurt

(e) Within the framework of the Manor Art Prize Andriu Deplazes (*1993, Zürich) has his most comprehensive solo exhibition so far. Besides his oil paintings he shows, for the first time, works on paper. The major grant is awarded this young artist who as an attentive observer of our time presents a highly independent oeuvre of paintings and drawings. In his images the artist, with roots in Graubünden, creates a dreamlike world between apocalypse and the Garden of Eden. In the colour rapture of his oil paintings we can see misshapen humans and tumescent plants. Bodies reveal themselves as empty shells. Fruits decay in straggly forests. In the echo of Peter Doig’s inscrutable landscapes or of Max Ernst’s surrealist plant-beings, Andriu Deplazes’ paintings cast a network of associations concerning present-day questions. Sexuality or terrorism appear most notably as tangible themes in the drawings. A recurring motif is the female suicide bomber with Burka and explosive belt. Deplazes depicts her as ready to use violence and as simultaneously vulnerable, and thereby reveals an existential contradiction. The artist shows androgynous creatures acting out undiscriminating lust and allows them to lose themselves therein free from any moral conventions. Despite their distinct motifs the works are impervious to real occurrences. In their restriction to the Fragile and the Fleeting his works on paper, in fact, expose our own deep-set inner images. Directly and urgently they create their own reality which functions beyond the borderline of the drawing.

(g) Andriu Deplazes (*1993, Zürich) realisiert im Rahmen des Manor Kunstpreises seine bisher umfassendste Einzelausstellung. Er zeigt neben seinen Ölbildern erstmals Werke auf Papier. Die bedeutende Förderung kommt einem jungen Künstler zu, der als aufmerksamer Beobachter des Zeitgeschehens ein äusserst eigenständiges malerisches und zeichnerisches Werk vorlegt. Der Künstler mit Bündner Wurzeln entwirft in seinen Gemälden eine traumgleiche Welt zwischen Apokalypse und Garten Eden. Im Farbenrausch seiner Ölbilder sehen wir verunstaltete Menschen und schwellende Pflanzen. Körper offenbaren sich als leere Hüllen. Früchte verderben in wuchernden Wäldern. Im Echo von Peter Doigs unergründlichen Landschaften oder von Max Ernsts surrealistischen Pflanzenwesen spannen Andriu Deplazes Gemälde ein Netz an Assoziationen zu aktuellen Fragen. Die Sexualität oder der Terrorismus erscheinen besonders in den Zeichnungen als greifbare Themen. Ein wiederkehrendes Motiv ist die Selbstmordattentäterin mit Burka und Sprenggürtel. Deplazes stellt sie gewaltbereit und gleichzeitig verletzlich dar und legt damit einen existenziellen Widerspruch offen. Androgyne Wesen zeigt der Künstler im Ausleben urteilsloser Lust und erlaubt ihnen, sich darin frei von moralischen Konventionen zu verlieren. Trotz eindeutiger Motive verweigern sich die Werke realen Ereignissen. In der Reduktion auf das Fragile und Flüchtige legen seine Arbeiten auf Papier vielmehr unsere tiefliegenden inneren Bilder frei. Unmittelbar und fordernd schaffen sie eine eigene Wirklichkeit, die über den Rand der Zeichnung hinweg wirkt.


Damian Jurt